Zwei Tote bei Protesten im Senegal nach Verschiebung von Präsidentschaftswahl

Nach der Verschiebung der Präsidentschaftswahl um mehrere Monate haben sich die Spannungen im Senegal verschärft. In mehreren Städten kam es am Freitag zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Zwei Menschen wurden getötet. Die Opposition reagierte empört.

In der Stadt Saint-Louis im Norden des westafrikanischen Landes wurde ein Student getötet, wie ein Studentenvertreter sagte. Ein Krankenhausmitarbeiter bestätigte den Tod des jungen Mannes. 

In der Hauptstadt Dakar wurde ein weiterer Demonstrant getötet, wie sein Bruder und sein Schwager der Nachrichtenagentur AFP sagten. Der 23-Jährige sei von einer Kugel getroffen worden und am Samstag seinen Verletzungen erlegen.

In Dakar und in weiteren Städten des Landes hatten am Freitag zahlreiche Demonstranten gegen die zu Wochenbeginn vom Parlament beschlossene Verschiebung der Präsidentschaftswahl auf Dezember protestiert. In der Hauptstadt ging die Polizei unter anderem mit Tränengas gegen die Protestierenden vor. Demonstranten warfen Steine auf die Sicherheitskräfte und errichteten Barrikaden. 

Der oppositionelle Präsidentschaftskandidat Khalifa Sall verurteilte das Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die Demonstranten. Der Präsidentschaftsbewerber Thierno Alassane erklärte im Onlinedienst X (früher Twitter), „die brutale Unterdrückung“ der Proteste sei inakzeptabel. Die Organisation Reporter ohne Grenzen beklagte, dass die Polizei in Dakar auch gegen Journalisten vorgegangen sei. 

Der 22-jährige Student, der in Saint-Louis getötet wurde, ist das erste Todesopfer der seit Tagen anhaltenden Proteste. Hunderte Studenten der Universität Gaston Berger hielten in der Nacht zum Samstag eine Mahnwache für ihren getöteten Kommilitonen ab. 

Die Staatsanwaltschaft erklärte, es sei eine Untersuchung zum Tod des Studenten eingeleitet worden. Das Innenministerium bestritt, dass die Sicherheitskräfte dafür verantwortlich seien.

Das Parlament hatte am Montag dafür gestimmt, die ursprünglich für den 25. Februar geplante Präsidentschaftswahl auf den 15. Dezember zu verschieben. Staatschef Macky Sall hatte zuvor angekündigt, die Präsidentschaftswahl verschieben zu wollen.

Der Präsident begründete dies mit einem Streit zwischen Parlament und Verfassungsgericht über die Ablehnung von Kandidaten für die Präsidentschaftswahl. Kritiker sprechen von einem „institutionellen Putsch“ und werfen Sall vor, sich länger im Amt halten zu wollen. 

Der Präsident hat wiederholt bekräftigt, bei der Wahl nicht erneut kandidieren zu wollen, und stattdessen Regierungschef Amadou Ba als seinen Nachfolger vorgeschlagen. Die Opposition wirft dem Regierungslager vor, mit der Verschiebung der Wahl eine mögliche Niederlage von Ba abwenden zu wollen. Außerdem bleibt Sall bis zum Antritt eines gewählten Nachfolgers im Amt. Senegal galt bislang als Vorbild für Stabilität in Westafrika – und scheint nun immer mehr in eine schwere Krise abzugleiten.

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