Massive Internetsperren haben die Wahlen in Pakistan überschattet. Wer geht als Sieger hervor? Noch gibt es kein eindeutiges Ergebnis – allerdings eine überraschende Tendenz.
Bei der Parlamentswahl in Pakistan liegen unabhängige Kandidaten laut Teilergebnissen überraschend vorn. Nach Auszählung von etwa der Hälfte der 266 Wahlkreise haben als unabhängig registrierte Kandidaten fast 40 Prozent der Wählerstimmen erhalten, wie aus einer Statistik der Wahlkommission hervorgeht.
Beobachtern zufolge hat ein Großteil dieser Kandidaten Verbindungen zum inhaftierten Ex-Premier Imran Khan und dessen Oppositionspartei PTI. Mitglieder der PTI durften nach einem Urteil des Obersten Gerichtshofs nur als unabhängige Kandidaten antreten.
Nawaz Sharif war bisheriger Favorit
Auf dem zweiten Platz lag zunächst die PML-N des dreimaligen bisherigen Premiers Nawaz Sharif, der zuletzt als Favorit gehandelt wurde, mit gut 30 Prozent. Die Volkspartei PPP mit ihrem 35 Jahre alten Spitzenkandidaten Bilawal Bhutto Zardari folgt mit rund 25 Prozent.
Zuletzt waren in dem Land mit mehr als 240 Millionen Einwohnern PML-N und PPP nach dem Sturz Imran Khans per Misstrauensvotum in einer breiten Regierungskoalition, mit einem Ministerpräsidenten der PML-N. Allerdings schloss Bhutto Zardari am Abend vor der Wahl eine Zusammenarbeit mit der PML-N zunächst aus. Die PML-N und PPP dürften nun auch um die Gunst der unabhängigen Kandidaten werben. Immer wieder hatten pakistanische Politiker in der Vergangenheit auch ihre Loyalitäten gewechselt.
Das Parlament
Pakistans Nationalversammlung hat 336 Sitze, von denen 266 direkt gewählt werden. Weitere 60 Sitze sind für Frauen und 10 für Nichtmuslime reserviert, die entsprechend der Stärke der einzelnen Parteien besetzt werden. Durch die zusätzlichen Sitze dürften die großen etablierten Parteien ihr Gewicht im Parlament im Vergleich zu den Unabhängigen noch ausbauen. Unabhängige Kandidaten haben 72 Stunden nach der Wahl Zeit, sich anderen Parteien anzuschließen oder eigene Fraktionen zu gründen.
Nach Internetsperren am Wahltag und massiven Verzögerungen bei der Auszählung der Stimmen haben Beobachter und Oppositionsanhänger Zweifel an einer freien und fairen Wahl geäußert. Rund 130 Millionen Wahlberechtigte waren am Donnerstag in der Atommacht dazu aufgerufen, über die Machtverteilung in der Nationalversammlung und den Provinzparlamenten abzustimmen.