Streaming-Markt: Disney verliert nach harschen Preiserhöhungen Millionen Kunden – und macht am Ende trotzdem Plus

Als günstige Alternative gestartet, hat Disney in den letzten Jahren die Preisschraube immer weiter angezogen – und kostet mittlerweile teils doppelt so viel wie am Anfang. Dass die Kunden deswegen weglaufen, schadet dem Konzern allerdings nicht.

Zu Anfang war der Streamingmarkt ein Traum für Kunden. Für wenige Euro bekam man Zugang zu nahezu allen Inhalten, bequem direkt ins Wohnzimmer gestreamt. Doch obwohl die Konkurrenz stetig steigt, gehen die Preise nur nach oben. Selbst der Verlust von Millionen Kunden ist noch profitabel.

Das zeigt Entertainment-Gigant Disney gerade beeindruckend in seinem Quartalsbericht. Nach teils herben Preiserhöhungen hat der Konzern im letzten Quartal mehr als 1,3 Millionen zahlende Kunden verloren. Doch die Mehreinnahmen machten das locker wett: Mit 761,2 Millionen Dollar hat der Konzern monatlich im Schnitt sieben Millionen Dollar mehr eingenommen als im Vorjahresquartal. Die für die Kunden frustrierende Lektion: Das Andrehen der Preisschraube lohnt sich.

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Disney will ins Plus

Dabei steht der Kunden-unfreundlichste Schritt noch an: Ab Sommer will Disney härter gegen das Teilen eines Accounts über mehrere potenziell zahlende Kunden vorgehen. Wer nicht im selben Haushalt wohnt, soll dann gezwungen werden, ein eigenes Disney-Abo abzuschließen. Bisher war das Teilen des Accounts geduldet worden.

Die Intention ist schnell erklärt: Trotz der Mehreinnahmen macht die neben Disney+ auch aus dem Sportangebot ESPN, dem in den USA beliebten Streamingdienst Hulu und dem indischen Ableger Star India bestehende Streaming-Sparte weiter Minus. Zwar konnte der Konzern den Verlust beeindruckend drücken – von über einer Milliarde Dollar im Vorjahresquartal auf nun nur noch 216 Millionen Dollar –, bis zum Ende des Jahres soll der Bereich aber schwarze Zahlen schreiben. 

Das Vorbild ist hier ganz klar einer der Hauptkonkurrenten: Netflix hatte Anfang letzten Jahres testweise in Spanien das Teilen von Passwörtern deutlich erschwert, verlor in der Folge fast 4,4 Millionen Zuschauer. Trotzdem war das Experiment ein Erfolg: Die Anzahl an zahlenden Abonnenten stieg. Im Mai begann der Streaming-Gigant dann, die Maßnahmen auch in anderen Ländern auszurollen. Mit vollem Erfolg: Alleine im dritten Quartal 2023 konnte der Konzern 8,76 Millionen zusätzliche Abos gewinnen, trotz deutlich höherer Preise. Disney dürfte auf einen ähnlichen Effekt hoffen.

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Das Ende der goldenen Streamingzeiten

Für die Kunden ist die Entwicklung alles andere als erfreulich. Hatten sich die Streaming-Anbieter zunächst noch bemüht, die Zuschauer mit günstigen Preisen und einem attraktiven Programm zu gewinnen, sind die Preise branchenweit in den letzten Jahren nur noch nach oben gegangen. Gleichzeitig klagen immer mehr Zuschauer über die sinkende Qualität des Programms. Dass die Maßnahmen am Ende erfolgreich sind, spornt die Unternehmen nun aber nicht an, den Kunden mehr entgegen zu kommen.

Die früher üblichen Preise sind nur noch dann zu bekommen, wenn man einen Kompromiss eingeht: Fast alle Dienste bieten mittlerweile günstige Einsteiger-Abos, die aber mit Werbung finanziert sind. Knapp ein Viertel der neu abgeschlossenen Abos sollen nach einer Studie bereits werbeunterstützt gebucht werden. Im Vergleich zu den Anfangszeiten des Streamingbooms stehen die Kunden am Ende trotzdem schlechter dar: Wollen sie alle Inhalte sehen, müssen sie mehrere Dienste buchen, statt alles bei einem zu finden. Und wenn sie nicht ein Vielfaches der Kosten ausgeben wollen, zusätzlich mit Werbung leben.

Quellen: Disney, Netflix, New York Times, Insider Intelligence

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