Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den im Alter von 99 Jahren gestorbenen Politikwissenschaftler Alfred Grosser für sein „Lebenswerk der kritisch-aufrichtigen Verständigung zwischen den Völkern“ gewürdigt. „Der Name Alfred Grosser bleibt für uns Deutsche für immer verbunden mit dem großen Werk der deutsch-französischen Aussöhnung“, erklärte Steinmeier in einem am Donnerstag in Berlin veröffentlichen Kondolenzschreiben.
Kaum jemand habe in den vergangenen Jahrzehnten „so kenntnisreich, so leidenschaftlich und so überzeugend für das gegenseitige Verständnis zwischen Frankreich und Deutschland gewirkt“, betonte der Bundespräsident. Er erinnerte an Grossers Rede im Deutschen Bundestag zum 100. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkrieges.
Als Kind einer Familie mit jüdischen Wurzeln, der die Flucht aus Nazi-Deutschland gelungen war, habe Grosser die Fähigkeit gehabt, „sich selbst mit den Augen des Anderen zu sehen“. Das habe seinen unbestechlichen Blick als Politikwissenschaftler geschärft. „Seine Überzeugungskraft war die eines freien Geistes, wortgewaltig und mit leiser Eindringlichkeit“, betonte Steinmeier.
Grosser starb am Mittwoch im Alter von 99 Jahren, wie seine Familie am Donnerstag mitteilte. Er hatte für sein Lebenswerk zahlreiche Ehrungen erhalten.