An seinem 70. Geburtstag blickt „Pop-Titan“ Dieter Bohlen auf eine lange Karriere zurück, die nicht nur aus Erfolgen bestand.
Seinen 70. Geburtstag feiert ein Pop-Titan wie Dieter Bohlen natürlich nicht im engsten Freundes- und Familienkreis beim Italiener um die Ecke. Einer wie Bohlen feiert seinen Mega-Geburtstag am 7. Februar 2024 „gemeinsam im Kreise seiner Fans mit einem Mega-Konzert in Berlin“. Wie Bohlen der „Bild“-Zeitung verriet, entschied er sich für dieses nicht besonders intime Setting, um an dem Tag endlich mal seine Ruhe zu haben. Dort erklärte er: „Jeder Geburtstag ist der Horror. Den ganzen Tag rufen Menschen an oder schicken eine SMS und erwarten eine Antwort. Ich hänge eigentlich den ganzen Tag am Telefon.“ In diesem Jahr habe er keine Lust auf diesen Stress gehabt. Glücklicherweise habe sein Konzertveranstalter eine Mega-Lösung gefunden, um nicht zu Hause sein zu müssen: „Wir machen ein Geburtstagskonzert, danach ein bisschen Party, und alle sind glücklich.“
Tiefe Dankbarkeit für die treue Fangemeinde
Dass es als Nebeneffekt noch ein bisschen in der Kasse klingelt, dürfte das Geburtstagskind nicht stören, auch wenn es sich bei den Einnahmen aus seiner Perspektive eher um Peanuts handelt. Bei seiner Geburtstagssause im Theater am Potsdamer Platz gehe es ihm vor allem darum, seinen Fans, die ihm über viele Jahrzehnte unverbrüchlich die Treue gehalten haben, seine Dankbarkeit auszudrücken. „Wenn tausende von Menschen dich deine ganze Karriere über so treu begleiten“, so Bohlen in einem Presse-Statement zum Konzert-Event, „dann ist es für mich selbstverständlich, dass ich ihnen die Gelegenheit gebe, gemeinsam mit mir am 07.02.2024 eine unvergessliche Show zu erleben.“
Mega-Medienmarke Dieter Bohlen
Im Verlauf dieser Karriere, die sich mittlerweile über rund 50 Jahre erstreckt, ist Bohlen zu einer gigantischen Medienmarke herangewachsen. Schon lange ist er nicht mehr „der blonde Typ von Modern Talking“, sondern wird als „Deutschlands Pop-Titan“ gehandelt. In dieser Rolle gehen seine Tätigkeiten als Musikproduzent, Komponist, Sänger, Castingshow-Papst und Werbeträger nahtlos ineinander über.
Besonders gut lässt sich dies in dem RTL-Format „Deutschland sucht den Superstar“ beobachten, bei dem er seit 2002 (abgesehen von einer kurzen, skandalbedingten Unterbrechung in den Jahren 2021 und 2022) als prominentestes Gesicht in der Jury sitzt. Bereits in der ersten Staffel beschränkte er sich dort nicht nur auf die Rolle als Juror, sondern produzierte mit den Kandidaten gleich noch eine gemeinsam eingesungene Hit-Single („We have a dream“), die natürlich auf Anhieb für sechs Wochen die Spitze der deutschen Charts erklomm. Auch das von Bohlen produzierte erste „DSDS“-Album „United“ wurde ein kommerzieller Mega-Erfolg.
Mit „DSDS“ zuverlässig an die Spitze der Charts
Mehr als zehn Siegersongs der „DSDS“-Gewinner, die Bohlen unter anderem für Nachwuchs-Superstars wie Alexander Klaws (40), Mark Medlock (45), Pietro Lombardi (31) oder Beatrice Egli (35) komponierte, schafften es, verstärkt durch den quotenstarken TV-Booster, seither auf Platz eins der deutschen Single-Charts. Nebenbei bietet die RTL-Show dem umsatzstarken Pop-Titan eine perfekte Bühne für seine Funktion als Markenbotschafter des Bekleidungsherstellers Camp David, deren Auswirkungen auf den deutschen Modemarkt sich in jedem Sommer stets aufs Eindrucksvollste beobachten lassen.
Bohlen ist dauerpräsent und in seiner routinierten Rolle als perfekt ausgeleuchteter Sprücheklopfer verfangen, dass man sich fast schon die guten alten Modern-Talking-Zeiten zurückwünscht, in denen der Musikmarkt noch nicht wie eine bis in die letzten Ecken durchprofessionalisierte Produktionsmaschine funktionierte. Um die heutige, durch unzählige RTL-Shows glattgeschliffene Medienfigur Dieter Bohlen einmal aus dem Kopf zu bekommen und sich klarzumachen, wie sich dieser Mann über einen Zeitraum von 50 Jahren bis ganz nach oben geboxt hat, lohnt es sich, einen genaueren Blick auf seine musikalischen Anfänge zu werfen. Auf die Zeit also, in der er noch nicht mega-erfolgreich und mega-berühmt war.
Der Betriebswirt in der Tanzkapelle
Bohlens Musikkarriere zeichnet aus, dass er von Anfang an die Gesetzmäßigkeiten des musikalischen Massenmarkts im Blick hatte und als studierter Betriebswirt daraus seine Schlüsse zog. In einem Interview mit der „Berliner Zeitung“ erläuterte er, wie er sich Ende der 70er Jahre als Mitglied einer Tanzkapelle die wesentlichen Erkenntnisse für seine gesamte weitere Laufbahn erarbeitete. Über seine Zeit als BWL-Student in Göttingen berichtete er: „Am Wochenende habe ich in der Tanzkapelle gespielt. Dadurch konnte ich mein Studium finanzieren. Außerdem lernt man bei der Tanzkapelle genau, was die Leute so hören wollen – und wie die manchmal auf die schwachsinnigsten Nummern abfahren. Damals so ‚Lied der Schlümpfe‘ und so was. Hat mich natürlich gegraut, solche Nummern zu spielen! Aber man lernt fürs Leben manchmal.“
Ungewohnt erfolglos: Bohlens schillernder Karrierestart
Ende der 70er Jahre machte sich Bohlen daran, seine hart erarbeiteten Grundkenntnisse des deutschen Musikmarkts in klingende Münze umzusetzen. Neben seinem Job als Produzent für die Berliner Schallplattenfirma Hansa versuchte er sich mit seinen selbstkomponierten Songs als Solokünstler. Zwischen 1980 und 1981 trat er unter dem Pseudonym Steve Benson in Erscheinung und sorgte mit Liedern wie „Don’t Throw My Love Away“ oder „Angel Blue Eyes“ für konsequente Flops.
Auch seinem Einsatz als Frontmann der Musikformation Sunday sollte kein großer Erfolg beschieden sein, ließ ihn jedoch erste Rampenlicht-Erfahrungen in Fernseh-Shows wie der „ZDF-Hitparade“ oder dem „Show-Express“ sammeln. Um einen Eindruck zu bekommen, wie hart Dieter Bohlen rackern musste, bevor er im Jahr 1984 endlich mit Modern Talking seinen Durchbruch feiern konnte, lohnt es sich, einen nostalgischen Blick auf die Performance seiner, unverkennbar vom „Lied der Schlümpfe“ inspirierten, Urlaubs-Hymne „Jung und Frei“ im Jahr 1981 zu werfen. Mit welchen Sprüchen der heutige Pop-Titan das mega-fröhliche Sunday-Trio gnadenlos von der „DSDS“-Bühne fegen würde, steht dabei natürlich auf einem ganz anderen Blatt.