Nach dem Fund einer gefährlichen Chemikalie in Urinproben von Kindergartenkindern aus NRW will die Opposition wissen, seit wann die Landesregierung das Phänomen schon kannte und was sie jetzt tut.
Nachdem in Urinproben von nordrhein-westfälischen Kindern deutlich erhöhte Werte eines teils verbotenen Weichmacherstoffs aufgetaucht sind, soll sich der Landtag mit dem Thema beschäftigen. Die SPD-Fraktion hat einen schriftlichen Bericht der Landesregierung für den kommenden Gesundheitsausschuss angefordert.
Die SPD will unter anderem wissen, wie lange die Landesregierung die Zahlen zu der Weichmacher-Chemikalie kennt. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) NRW hatte vergangene Woche Mittwoch mitgeteilt, dass Urinproben von jeweils rund 250 Kindergarten-Kindern aus ganz NRW aus den Jahren 2017/18 und 2020/21 verglichen worden seien. In dem Zeitraum habe sich der Anteil der mit dem Weichmacher belasteten Proben von 26 Prozent (2017/18) auf 61 Prozent (2020/21) erhöht. Die Konzentration bei hochbelasteten Kindern habe sich in etwa verzehnfacht. Die Ursache dafür sei völlig unklar, so das Lanuv. Später hatte das Umweltbundesamt erklärt, dass das Phänomen auch in anderen Teilen Deutschlands auftaucht.
Die SPD fragt in ihrem Berichtsantrag (liegt der dpa vor) auch, welche Maßnahmen die nordrhein-westfälische Landesregierung treffe, um die Ausbreitung der Chemikalie bei Kindern zu verhindern und welche Experten zurate gezogen würden. Der Gesundheitsausschuss des Landtags kommt planmäßig am 21. Februar zusammen.
Weichmacher sind laut NRW-Umweltministerium Stoffe, die spröden Materialien zugesetzt werden, um sie weich, biegsam oder dehnbar zu machen. Bestimmte Weichmacher wirken störend auf das Hormonsystem des Körpers und können zum Beispiel die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen. Im konkreten Fall geht es um den Weichmacher Di-n-hexyl-Phthalat (DnHexP), der das Fortpflanzungssystem schädigen soll. Im Urin ist der Stoff als sogenannter Metabolit MnHexP nachweisbar.