Seit dem Wochenende ist Apples Vision Pro offiziell im Handel. Nun testen immer mehr Nutzer die Grenzen der Datenbrille aus. Vor einem Nutzungsszenario warnt nun der US-amerikanische Verkehrsminister persönlich.
Diesem Moment hatten viele Apple-Fans entgegen gefiebert: Seit Freitag kann man die Datenbrille Vision Pro in den USA kaufen – und damit ein Blick in Apples Vision der Zukunft werfen (Hier erfahren Sie, wie sich die Brille anfühlt). Doch einige der Neubesitzer tragen die Datenbrille auch dort, wo es gefährlich werden könnte – nämlich im Straßenverkehr.
Gleich mehrere Videoclips zeigen, wie Nutzer – gendern ist hier nicht nötig, in den Clips sind tatsächlich ausschließlich Männer zu sehen – mit der Brille auf der Straße unterwegs sind. Mal als Fußgänger, mal auf dem Elektroroller. Ein Clip treibt es allerdings auf die Spitze. Aus einem vorbeifahrenden Wagen gefilmt ist ein Mann zu sehen, der gerade wild mit den Händen in der Luft vor der Brille gestikuliert. Obwohl seine Hände eigentlich am Lenkrad des Tesla Cybertrucks sein sollten, den er gerade fährt.
Warnung von ganz oben
Die Reaktionen in den sozialen Medien fallen entsprechend fassungslos aus. Selbst der US-Verkehrsminister meldete sich zu Wort: Beim Kurznachrichtendienst X, früher bekannt als Twitter, postet Pete Buttigieg einen Ausschnitt des Clips. „Eine Erinnerung: Sämtliche Selbstfahrsysteme auf dem Markt benötigen zu jeder Zeit die volle Kontrolle und Aufmerksamkeit eines menschlichen Fahrers“, warnte er und wies darauf hin, die Brille auch in selbstfahrenden Autos nicht zu benutzen.
Im Falle des geposteten Clips ist die Gefahr aber sogar noch größer: Wie X-Nutzer schnell anmerkten, besitzt der Cybertruck noch gar nicht die Fähigkeit, sich selbst zu steuern – und zwar weder vollautomatisch, noch im sogenannten Autopilot, der den Menschen am Steuer zahlreiche Manöver abnehmen kann. Die Person im Clip ist also freihändig und ohne Fahrhilfen unterwegs. Apple Interview, 19.45
Nun meldete sich auch der Tesla-Fahrer im Video, Dante Lentini, gegenüber „Gizmodo“ dazu. Es habe sich um eine Art Sketch gehandelt, erklärte er dem Tech-Magazin. Er hatte selbst eine andere Ansicht der Fahrt veröffentlicht, die aus dem Wagen gefilmt ist. Am Ende seines Kurzvideos wird er dann sogar von der Polizei angehalten. Auch das sei aber nur gestellt gewesen, so Lentini. In Wirklichkeit sei er weniger als eine Minute mit der Brille auf den Augen gefahren, betonte er, die Polizei sei nur zufällig vorbeigekommen. „Es passierte am richtigen Ort zur richtigen Zeit.“
Natürlich kann es sich auch nur um eine Schutzbehauptung handeln: Im Clip fährt Lentini auf einer viel befahrenen Straße, überquert auch eine große Kreuzung. Die Situation hätte also durchaus gefährlich werden können.
Keine Nutzung im Verkehr vorgesehen
Hersteller Apple hat sich bisher nicht zu dem konkreten Fall geäußert. Das ist aber eigentlich auch nicht nötig: Schon in seinen Sicherheits-Hinweisen für die Vision Pro betont der Konzern, dass man die Datenbrille „niemals beim Steuern eines sich bewegenden Fahrzeugs, Fahrrads, schwerer Maschinen oder jeglicher anderer Situation nutzen sollte, die aus Sicherheitsgründen Aufmerksamkeit erfordert.“ Auch in der Nähe von Treppen, Balkonen, Fenstern, Glas oder Spiegeln sollte man sie demnach lieber nicht nutzen.
In Apples Nutzungs-Vision ist der Einsatz draußen offenbar ohnehin nicht vorgesehen. Im Promo-Material des Konzerns befinden sich alle Träger:innen der Brille in Innenräumen, die meisten sitzen sogar.
Vision Pro falsch verstanden 17.20
Die Vision Pro in freier Wildbahn
Dass die Brille aber auch draußen zu sehen sein wird, zeichnet sich jetzt schon ab. Gleich mehrere Testclips beschäftigen sicht mit der Frage, wie die Brille in Alltagssituationen genutzt und wahrgenommen wird, ob in der Ubahn oder auf dem Bürgersteig. Ein besonders absurd wirkendes Foto machte bereits am Wochenende die Runde: Es zeigt zwei junge Männer, die gemeinsam in einem Restaurant speisen – und beide eine Vision Pro tragen. Die Reaktionen in den sozialen Netzwerken zeigen, dass die Akzeptanz dafür bisher noch nicht besonders groß ist. Allerdings wirkte Smartphone-Nutzung kurz nach der Einführung des iPhones vor fast 17 Jahren wohl auch noch befremdlich.