Chiles Ex-Präsident Sebastián Piñera stirbt bei Hubschrauberunglück

Der ehemalige chilenische Präsident Sebastián Piñera ist bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen. Das Unglück ereignete sich am Dienstag in der beliebten Urlaubsregion Lago Ranco, 920 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago de Chile, wie sein Büro mitteilte. „Mit großem Bedauern geben wir den Tod des ehemaligen Präsidenten der Republik Chile bekannt“, hieß es in der Erklärung. Drei weitere Menschen, die mit dem 74-Jährigen an Bord waren, überlebten den Unfall demnach.

Piñera war zweimal Präsident des südamerikanischen Landes: von 2010 bis 2014 und von 2018 bis 2022. Er war der erste rechtsgerichtete Präsident nach dem Ende der Pinochet-Diktatur im Jahr 1990. Chiles Innenministerin Carolina Tohá erklärte nach dem Bekanntwerden seines Todes, Piñera werde „die Ehre und Anerkennung erhalten, die er verdient“.

Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva schrieb im Onlinedienst X, ehemals Twitter, er sei „überrascht und traurig“ über Piñeras Tod. „Wir haben uns gut verstanden, wir haben daran gearbeitet, die Beziehungen zwischen unseren Ländern zu stärken, und wir hatten immer einen guten Dialog, als wir beide Präsidenten waren – und auch als wir es nicht waren“, erklärte der Linkspolitiker.

Der Ex-Präsident war häufig in seinem eigenen Hubschrauber unterwegs. Er war ehemaliger Anteilseigner von Chiles nationaler Fluggesellschaft und zudem an einem Fernsehsender und anderen Unternehmen beteiligt. Die Zeitschrift „Forbes“ schätzte sein Nettovermögen auf 2,4 Milliarden Dollar (rund 2,23 Milliarden Euro). 

Während seiner ersten Amtszeit leitete der Harvard-Absolvent und Wirtschaftswissenschaftler den Wiederaufbau Chiles nach einem schweren Erdbeben und einem Tsunami im Jahr 2010. Er beaufsichtigte zudem die erfolgreiche Rettung von 33 in der Atacama-Wüste eingeschlossenen Bergleuten. Während seiner zweiten Amtszeit sah sich Piñera jedoch mit einer wachsenden Unzufriedenheit der Bevölkerung angesichts der in Chile tief verwurzelten sozialen Ungleichheit konfrontiert, die zu massiven Protesten führte.

Die Corona-Pandemie und die schlimmste Wirtschaftskrise im Land verschärften Piñeras Probleme. Es folgten Ermittlungen wegen Korruption und Steuervergehen nach Enthüllungen der Pandora Papers, der Präsident entging nur knapp einem Amtsenthebungsverfahren und beendete seine zweite Amtszeit mit sehr niedrigen Zustimmungswerten. 

Piñera war verheiratet und hatte vier Kinder und neun Enkelkinder. 

kbh/fs

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