Noch vor einer Woche schien alles gut: Nach einem Prostataeingriff verließ König Charles III. fröhlich winkend das Krankenhaus. Doch jetzt gab der Palast bekannt, dass noch immer Grund zur Besorgnis um die Gesundheit des Monarchen besteht. Was bedeutet die Krebsdiagnose für die britischen Royals? Ein erster Überblick.
Das ist der aktuelle Stand
„Während des kürzlich erfolgten Eingriffs, dem der König sich wegen einer gutartigen Prostatavergrößerung unterzogen hatte, wurde eine Gewebeveränderung festgestellt, die Anlass zu Besorgnis gab. Weitere Untersuchungen zeigten, dass es sich um eine Krebsform handelt. Seine Majestät hat eine entsprechende Therapie begonnen, während der er auf Anraten seiner Ärzte keine auswärtigen offiziellen Termine wahrnehmen wird. Er wird sich aber weiterhin um Staatsgeschäfte kümmern und offizielle Dokumente bearbeiten.“ So hieß es am Montagabend in einer Pressemitteilung des Buckingham Palastes.
Wie geht es weiter bei den Windsors?
Bei allem Schrecken und der von vielen Menschen empfundenen Sorge um den König stellt sich die Frage: Was passiert nun, wo der 75-Jährige durch die ernste Diagnose vielleicht deutlich länger als gedacht nicht in der Lage sein wird, seine Aufgaben als Staatsoberhaupt vollumfänglich auszuführen?
Bislang war man allgemein davon ausgegangen, dass Charles direkt nach dem Eingriff einige Wochen noch etwas zurückgezogen aus einer seiner Residenzen heraus in Teilzeit arbeiten und spätestens im März wieder voll loslegen würde mit seinen offiziellen Pflichten.
Eines wird jedenfalls nicht passieren, das zeigt der letzte oben zitierte Satz aus dem Pressestatement: Es wird auch jetzt keine Regentschaft durch den Prinzen von Wales, Prinz William, oder andere Mitglieder der königlichen Familie geben.
Keine Charles-Vertretung durch Skandal-Prinzen
Die Staatsratsregelung, laut der jeweils zwei Mitglieder aus einem feststehenden Kreis der dazu berechtigten Vertreter von König Charles für ihn Staatsdokumente unterschreiben und auch ansonsten für ihn handeln dürfen wo nötig, wird nicht in Kraft treten. Damit wird ein weiteres Mal der von vielen befürchtete Fall nicht eintreten, dass die Herzöge von York und Sussex – also die Prinzen Andrew und Harry – herangezogen werden, um im Namen des Königs zu agieren. Denn aufgrund ihrer Position in der Thronfolge wären sie theoretisch nach Königin Camilla und Prinz William, der zurzeit wegen der Rekonvaleszenz-Auszeit seiner Ehefrau Kate auch nicht voll einsetzbar ist, die nächsten Bevollmächtigten. Eventuellen Spekulationen in diese Richtung versuchte der Palast direkt vorzubeugen, indem betont wurde, dass der König seine mittwöchentlichen Audienzen mit dem Premierminister weiterhin wie gewohnt selbst abhalten werde.
William wird vorzeitig wieder aktiv
Eine gute Nachricht wurde früher im Verlauf des Montags im Zusammenhang mit dem Prinzen von Wales bekannt gegeben: Überraschend nimmt William ab kommenden Mittwoch einige seiner repräsentativen Aufgaben wieder auf, obwohl Ehefrau Kate sich zuhause in Adelaide Cottage noch schonen muss. Beginnend mit einer Investitur auf Schloss Windsor, bei der er in Vertretung seines königlichen Vaters verdienten Britinnen und Briten Orden anheften oder sie adeln wird, fährt er noch am selben Tag weiter ins nahe London, um an einem festlichen Wohltätigkeitsdinner zu Ehren der London Air Ambulance teilzunehmen. Dieser Termin wird ihm besonders am Herzen liegen, da er selbst vor Jahren als Rettungshubschrauber-Pilot gedient hatte.PAID Auf dem Königsweg: Dirty Bertie 15.52
Wie die Vertretungsregelung der bereits für König Charles in nächster Zeit geplanten Termine aussehen könnte, ist noch nicht öffentlich bekannt. Wie man hört, sollen alle Hauptbetroffenen im Königshaus, also Charles‘ Söhne und Geschwister, auch erst sehr kurzfristig von ihm von der neuen Diagnose erfahren haben. Generell wird man aufgrund der bereits angelaufene Krebstherapie, von der in der Pressemitteilung des Palastes die Rede war, davon ausgehen können, dass der König alles, was er „von zuhause aus“, also nicht unter den Augen der Öffentlichkeit und ohne große körperliche Anstrengung erledigen kann, selbst machen wird.
Außentermine, Reisen oder kräftezehrendes Schwerterschwingen beim Ritterschlagen hingegen überlässt er Thronfolger William, Schwester Anne oder Bruder Edward sowie dessen Frau Sophie. Das sind schon seit dem Tod der Queen seine engsten Verbündeten im Kampf darum, das Geschäft der Familienfirma Windsor am Laufen zu halten. Möglicherweise erholt sich außerdem die Prinzessin von Wales trotz Krankschreibung bis Ostern schneller als gedacht von ihrer Unterleibsoperation. Dann könnte Kate auch bald für ihren Schwiegervater einspringen.
Parole: Weitermachen!
Für den Moment lautet die royale Parole weiterhin trotz der schlimmen Neuigkeiten „Let’s get on with it!“, wie der verstorbene Prinzgemahl Philip oft zu sagen pflegte.
Dass Charles‘ „verlorener Sohn“ Prinz Harry Berichten zufolge bereits im Flieger von Los Angeles nach London sitzt, sollte man übrigens, wie aus hofnahen Kreisen zu erfahren war, wohl weniger als verzweifelten Versuch verstehen, seinen Vater noch einmal lebend zu sehen. Sondern vielmehr als Wunsch, ihm in dieser herausfordernden gesundheitlichen Situation beizustehen, wie es unter engsten Verwandten normal sein sollte. Ein bisschen könnte es auch eine tastende Annäherung sein, der Versuch, einen kleinen Grundstein zur Brücke zu legen, die Vater und Sohn in Zukunft vielleicht einmal aufbauen könnten, um wieder zueinanderzufinden.
„Operation Menai Bridge“, die natürlich auch schon seit Jahren feststehenden, nach einer Brücke zwischen England und Wales benannten Pläne für ein zukünftiges Staatsbegräbnis des ehemaligen langjährigen Prinzen von Wales und heutigen Königs Charles werden hingegen hoffentlich noch lange in den Aktenschränken des Palastes weiter Staub ansetzen.