Die Zeiten, in denen Rapper Bushido und sein Ex-Manager gemeinsam auf dem roten Teppich standen, sind vorbei. Seit Jahren geht es vor Gericht um ihre Trennung. Nun ist ein Urteil gefallen.
Rund dreieinhalb Jahre hat der Prozess gegen den Ex-Manager von Rapper Bushido gedauert – am Montag sprach das Landgericht Berlin nun sein Urteil: Arafat Abou-Chaker ist von den Hauptvorwürfen freigesprochen worden. Das Landgericht Berlin sah es nicht als erwiesen an, dass der 47-Jährige den Musiker zur Zahlung von Millionenbeträgen erpressen wollte. Die Richter verurteilten Arafat Abou-Chaker, der als Berliner Clan-Chef gilt, lediglich wegen 13 Fällen von unerlaubten Tonbandaufnahmen zu einer Geldstrafe von 81.000 Euro (90 Tagessätze à 900 Euro).
Die Anklage warf Arafat Abou-Chaker und seinen Brüdern unter anderem versuchte schwere räuberische Erpressung, Freiheitsberaubung, Nötigung sowie gefährliche Körperverletzung und schwere Untreue vor.
Aus Sicht der Staatsanwaltschaft haben sich die Hauptvorwürfe bestätigt. Sie hat für den 47-Jährigen, der als Berliner Clan-Chef gilt, eine Gesamtstrafe von vier Jahren, drei Monaten und einer Woche Haft beantragt. Seine Anwälte halten keine der Straftaten für erwiesen, die Rapper Bushido (45) widerfahren sein sollen. Sie forderten einen Freispruch.Walter Kommentar BushidoProzess6.22
Der Hauptangeklagte ist zudem wegen einer Reihe von unerlaubten Tonbandaufnahmen angeklagt. Diese hat Arafat Abou-Chaker kurz vor Prozessende eingeräumt.
Mitangeklagt waren drei Brüder von Bushidos Ex-Partner im Alter von 42, 46 und 53 Jahren. Gegen sie wurden Gesamtstrafen von sieben Monaten auf Bewährung bis zwei Jahren und einem Monat Haft beantragt. Auch ihre Anwälte beantragten jeweils einen Freispruch.
Großteil der Vorwürfe basieren auf Aussage Bushidos
Bushido, mit bürgerlichem Namen Anis Mohamed Ferchichi, ist in dem Strafverfahren Zeuge und Nebenkläger. Ein Großteil der Vorwürfe gegen seinen langjährigen Geschäftspartner und den Mitangeklagten basiert auf den Aussagen des Rappers, der inzwischen mit seiner Familie in Dubai lebt. Nach Angaben seines Anwalts wollte der Musiker nicht zur Urteilsverkündung anreisen.
Im Zentrum des Verfahrens stand ein Vorfall am 18. Januar 2018, bei dem Bushido gegen seinen Willen festgehalten worden sein soll. Dabei soll er auch mit einer Wasserflasche attackiert und ein Stuhl nach ihm geworfen worden sein.
Zu den mutmaßlichen Taten soll es gekommen sein, nachdem Bushido die Beziehungen zu Arafat Abou-Chaker 2017 aufgelöst hatte. Sein Ex-Manager habe die Trennung nicht akzeptieren wollen und von dem Musiker eine Millionenzahlung sowie die Beteiligung an dessen Geschäften für 15 Jahre gefordert.STERN PAID Bushido Prozess Milieugröße sagt aus 11.56
Prominente Zeugen aus der Rapperszene
An 113 Verhandlungstagen hat das Gericht seit August 2020 versucht, den Fall aufzuklären. Der Prozess erfolgte unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Manch einer sah darin einen lang erhofften Schlag gegen Clankriminalität, weil Bushido keine Angst zeigte. Das ist bei vielen Prozessen gegen Mitglieder von Großfamilien, die mit organisierter Kriminalität in Verbindung gebracht werden, anders.
Der Begriff Clankriminalität ist umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund alleine aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert.
Mehr als 60 Zeugen wurden gehört, darunter prominente Rapper wie Samra, Fler, Ali Bumaye oder Kay One. Schwerpunkt der Aussagen bildeten jedoch die Vernehmung von Bushido und seiner Ehefrau Anna-Maria Ferchichi, die über viele Tage gingen. Sie zeichneten das Bild einer „Zwangsehe“ mit dem Hauptangeklagten.
Aus Sicht der Verteidigung sind die Angaben des Ehepaares nicht glaubwürdig. Der Rapper sei ein guter Entertainer, sagte Anwalt Hansgeorg Birkhoff. „Was er erzählt, kommt prima rüber. Aber ist es deswegen wahr, was er erzählt?“